Lisa hat ihre Liebe zu Buechern entdeckt.
Ausser der angeborenen Freude am Herausziehen von Buechern aus Regalen, ist ihr nun klar, dass die Seiten von Buechern interessane Informationen enthalten.
Wo Babies Bauchnabel ist, zum Beispiel. (Unter der umfaltbaren Bluse). Die Ohren allerdings, die eigentlich unter den Hut gehoeren, wurden gleich in den ersten Tagen fuer immer entbloesst. So auch Babies Haende, die sich nun einen Handschuh teilen muessen. Interessanterweise war es das allerdings destruktionsmaessig.
Die restlichen Koerperteile werden mit der allernoetigsten Sorgfalt aufgedeckt. Dem Teddybaer bei der Suche nach seinem Weihnachtsgeschenk zu helfen, ist eine Lieblingsbeschaeftigung am Abend vor dem Schlafengehen, waehrend die Gute Nacht Buecher eher zur morgendlichen Unterhaltung dienen, wo sie aber inzwischen zweifelsfrei den Mond ausmachen kann, zu dem ihr Papa sie des Abends oft hinhebt.
Wohl zum 100sten Mal musste ich auch heute wieder erzaehlen, was der braune Baer so sieht. Und es ist jedesmal neu aufregend, das schwarze Schaf maeen zu hoeren. Schoen an diesem Buch ist, dass es ein wenig exzentrischer ist, was die Farbe der Tiere angeht. So freut sich die Katze eines violetten Fells, waehrend das Pferd von Franz Mark sein koennte. Auch der rote Vogel scheint nicht direkt der Natur entnommen. Farblich korrekt, jedoch artenmaessig vielfaeltig praesentiert sich eines der vielen Beruehrbuecher, indem es aus einem kratzigen Halbmond durch Umblaettern einen Hai macht und aus einem weichen Quadrat einen Koalabaeren.
Mamas Favoriten sind die Gedichtebuecher, weil man da so schoen aneinanderkuscheln kann, und die Fingerreime, da die das Maedel amuesieren.
Ein Buch scheint es ihr jedoch besonders angetan zu haben. Sie zieht es aus allen moeglichen und unmoeglichen Ecken hervor und immer, wenn ich denke, es ist jetzt endgueltig verloren, findet sie es an irgendeinem Ort wieder: Das kommunistische Manifest. Ein zugegebenermassen rotes Buch ohne jegliche Bebilderung, das sich nur deshalb in meinem Besitz befindet, weil wir es aus einem mir nicht mehr bekannten Grund fuer meine Fortbildung kaufen mussten.
O tempora o mores.
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