San Francisco ist wunderschoen. Die Atmosphaere mutet beinahe europaeisch an, die Haeuser haben Charme und die natuerliche Abgrenzung in Form des Ozeans verspricht, dass die Stadt zwar aus allen Naehten platzt, jedoch nicht ins Unendliche waechst.
Doch in letzter Zeit sehe ich vermehrt auch die Armut und den Dreck in der Stadt. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass ich mir Gedanken darueber mache, wo meine Tochter aufwachsen soll. Schliesslich hatte ich eine glueckliche Kindheit auf dem Land, wo man alleine zur Schule laufen durfte und des nachmittags Freunde besuchen konnte, ohne dass die Eltern groesseren Aufwand hierzu betreiben mussten. Die Luft war atembar und die Haeuser sauber und ordentlich, der Strassenverkehr ertraeglich (sieht man von dem traumatischen Erlebnis ab, das mit einem Auto, unserer Tigerkatze und Gullivers Reisen zu tun hat und damit endete, dass die Katze tot war und ich Gullivers Reisen nie zuende gelesen habe, bis zum heutigen Tag).
Ein wenig hat es natuerlich auch damit zu tun, dass meine Kindheit 30 Jahre zurueckliegt, in denen sich einiges veraendert hat, jedoch gibt es trotzdem Orte, an denen, wie ich finde, Kinder erstmal nichts zu suchen haben. Dabei ist es nichtmal die Armut, die ich von ihr fernhalten will. Kinder muessen lernen, dass jeder Mensch zu respektieren ist, ob er nun auf der Strasse lebt oder in einem Haus. Jedoch sind der Dreck, die Kriminalitaet, die Bars und die Drogen sicher nichts, womit ich Lisa in naher Zukunft in Verbindung bringen will.
Ausserdem ist die Praxis meines Zahnarztes (bei dem ich in letzter Zeit zuhause zu sein scheine) an der California Street und wenn ich morgens dort vom gluecklich gefundenen Parkplatz zur Praxis laufe, steigen mir Uringeruch und Staub in die Nase. Vor dem Fruehstueck ganz sicher kein berauschendes Zeugnis, um dorthin zu ziehen.
Als wir unlaengst Freunde zum Abendessen in der Stadt ("The City", wie die Einheimischen hier zu San Francisco sagen) trafen, und bereits nach wenigem Suchen einen Parkplatz in der Naehe desselben fanden, was uns nicht davor verschonte, Slalom durch betrunkene Barbesucher zu trainieren und ueber Faekalien hinwegzubalancieren, waehrend aus den Kneipen laute Musik und Marijuana-Geruch drang, sahen wir diese (sicher ungewollte) Schaufensterdekoration und wir ueberlegten uns ernsthaft, ob wir wirklich im Lokal um die Ecke essen wollen.
Was man nicht weiss, macht bekanntlich ein gutes Abendessen. Oder so aehnlich.