Den gestrigen Freitag verbrachten wir in Reno, Nevada, auf einem Flughafen aus Anlass einer Flugshow und diverser Flugwettrennen. G, der Pilot, wollte unbedingt hin und so entschieden wir uns, trotz einiger unguter Gefuehle, mitzukommen. Schliesslich haben Deutsche spaetestens seit Rammstein ein zwiespaeltiges Verhaeltnis zur Luftakrobatik.
Nevada ist ja nun ein eher trockenes Eckchen der USA und so kaempfte ich den ganzen Tag mit trockener Haut, unbewaesserten Augen, Wind und Staub. Ansonsten war das Wetter schoen. Einem Zusammenbruch nahe war ich nach ca. einer Stunde des Anstehens in einer Schlange zum Ticket Kauf, da der Computer, der dieselben drucken sollte, ausgefallen war und die Veranstalter keinen Plan B hatten. Ich bin versucht, der Organisation vorzuschlagen, dass ich die Abwicklung naechstes Jahr auf Vordermann bringe. (Einfache, vorgedruckte Abreisspapiertickets haben durchaus ihre Vorzuege).
Nach Erhalt der Eintrittskarte ging alles jedoch sehr zuegig voran und wir kamen gerade noch rechtzeitig, um uns die Vorfuehrung der "Canadian Snowbirds" anzusehen, die mich denn auch vom ganzen Tag am meisten beeindruckte. Die "Birds" waren weit genug weg von den Zuschauern, um keinen Schaden anzurichten, wenn einer dieser Formationen (die am engsten geflogene Formation hatte einen Abstand von etwas ueber einem Meter zwischen den Flugzeugen) schiefginge.
Da G kein Sitzfleisch hat, sahen wir uns danach die alten Flugzeuge an (alle noch flugtuechtig). Dabei festigte sich wieder meine Meinung, dass es halt noch immer viel zu viele Menschen gibt, die nicht wissen, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen sollen. Eines dieser Flugzeuge frisst 300 Gallonen Benzin pro Flugstunde und ist staendig unterwegs von Airshow zu Airshow. Das sind bei einem Preis von ungefaehr zwei bis drei Dollar pro Gallone doch recht nette Kosten, ueber die wir da reden, ganz abgesehen von der Umweltverschmutzung und der Verschwendung einer nicht unlimitierten Resource. G erklaerte uns auch, dass man zur Berechnung der Gesamtausgaben die Kosten des Benzins ungefaehr mit fuenf multiplizieren kann, da noch Reparaturarbeiten und sonstige Erhaltungsarbeiten dazukommen.
Doch ganz vom Hocker gehauen haben mich dann die Militaerflugzeuge. Eines der Ultraschallflugzeuge (leider hat mein ziviles Gehirn den Namen vergessen) frisst lockere $10.000 an Benzin pro Flug. Hallo?
Was am Nachmittag dann folgte, beginnend mit den "Thunderbirds", war dann auch eine Demonstration militaerischer Staerke. Die "Thunderbirds" flogen jedoch so dicht ueber den Zuschauern, dass ich mir zum einen einen Hoerschutz gewuenscht haette und zum anderen ein aeusserst mulmiges Gefuehl im Magen bekam, und das, nachdem ich kurz davor das Mittagessen in mich einverleibt hatte.
Beeindruckend war jedoch die Flugvorfuehrung der A-10, einem Flugzeugtyp, der schon deslaengeren im Kriegseinsatz ist. Sie ist im hoechsten Grade manoevrierfaehig und kann engste Kurven und Kanten abfliegen. Allerdings beschwor der Anblick denn auch ein paar traurige Gedanken in mir hoch, da es sicher unzaehlige Menschen gab, die kurz vor ihrem Tod dieselben Bilder vor sich sahen.
Alle trueben Gedanken von mir fernhaltend fuhren wir nach Abschluss aller Rennen, von denen nichts wirklich interessantes zu berichten ist, wahrscheinlich deswegen, weil mir weder Namen noch Flugzeugtypen etwas sagten, und ich so wenig mitfiebern konnte, zurueck nach San Francisco.
Gegen 8 Uhr abends waren wir hungrig und in der Naehe von Davis, wo L studierte und es einen deutschen Biergarten gibt, von dem er mir seit wir uns kennen vorschwaermt, den ich aber noch nie von innen sah. Wir entschlossen uns also kurzerhand, einen Zwischenstop einzulegen. Der Biergarten ist gegruendet von Adolph und Elise Huebsch, also wahrlich in deutscher Hand, und erinnert tatsaechlich ein wenig an die Muenchener Biergartenidylle.
Da es traurig ist, schwanger in einem Biergarten zu sein, bestellte ich ein alkoholfreies Bier, um wenigstens das Gefuehl des Trinkens zu bekommen. Ausserdem gab es (nicht ganz autentische) Nuernberger Bratwuerste mit Sauerkraut und einem Kartoffelsalat, der mich stark an den meiner Mama erinnerte. So gestaerkt war der restliche Weg ueberhaupt kein Problem, vor allem nicht fuer mich, die friedlich auf dem Beifahrersitz einschlummerte.